Akut-Situation Schlaganfall: Was tun und wie erkennen?

Als großes Schwerpunkt- und Akutkrankenhaus im oberösterreichischen Zentralraum ist das Klinikum Wels-Grieskirchen für die regionale Bevölkerung rund um die Uhr einsatzbereit.

Die Schlaganfallversorgung ist auch außerhalb der Kernzeiten bestens etabliert. Werden Schlaganfallsymptome durch Mitmenschen rasch erkannt und wird die Rettungskette umgehend in Gang gesetzt, steigt die Chance auf ein gutes Behandlungsergebnis deutlich.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums erleiden in Österreich rund 20.000 Menschen pro Jahr einen Schlaganfall. Zwei Prozent der Männer und ein Prozent der Frauen im Alter zwischen 45 und 54 Jahren sind von einem Schlaganfall betroffen, im Altersbereich von 65 bis 74 Jahren sind es sechs, bei den über 75-Jährigen bereits über zehn Prozent der Bevölkerung. 

In der Akutbehandlung zählt jede Minute. „Denn Zeit ist Hirn!“, sagt Birgit Hörmanseder, Schlaganfallexpertin und Oberärztin der Abteilung für Neurologie am Klinikum Wels-Grieskirchen. Das Krankenhaus zählt zu jenen 38 österreichischen Einrichtungen, die mit einer spezialisierten Stroke Unit ausgestattet sind. „Beim Schlaganfall wird ein Teil des Gehirns plötzlich nicht mehr ausreichend durchblutet – zum Beispiel durch einen Gefäßverschluss. Dabei sterben Nervenzellen ab – im schlimmsten Fall pro Minute knapp zwei Millionen. Um schwere Folgeschäden zu vermeiden, muss die Therapie so schnell wie möglich starten.“

Deshalb ist es wichtig, sofort die Rettung zu verständigen. In der Leitstelle sind die Ansprechpartner geschult, um die Anzeichen eines Schlaganfalls zu erkennen. Der Rettungssanitäter oder Notarzt vor Ort gibt dann bei Bestätigung des Verdachts bereits erste wichtige Informationen zum Patienten über das „Stroke Phone“ an die Neurologen am Klinikum durch.

„Dann können wir uns im Klinikum bereits entsprechend vorbereiten und beim Eintreffen des Patienten geht alles ganz schnell“, so Hörmanseder. „Je früher die Therapie einsetzt, desto eher können neurologische Defizite und damit einhergehende schwere Pflegebedürftigkeit abgewendet werden.“ In diesem Zusammenhang spricht man von der sogenannten „Door-to-needle time“ – die Zeit vom Eintreffen des Patienten bis zum Start der Behandlung zur Auflösung des Blutgerinnsels. Das Klinikum Wels-Grieskirchen gehört hier international zu den Spitzenreitern. 

Spezialisierte Schlaganfalleinheit
„Die Versorgung durch ein multiprofessionelles Team an einer Stroke Unit steigert die Chancen auf einen optimalen Ausgang“, sagt Hörmanseder. In der kritischen Phase werden lebenswichtige Funktionen engmaschig überwacht.

„Zur Wiedereröffnung des verschlossenen Gefäßes kann eine Infusion verabreicht werden oder bei großen Gefäßverschlüssen eine Katheterintervention erfolgen, dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit der Neuroradiologie am Neuromed Campus Linz.“

Neben der Abklärung der Ursache des Schlaganfalls und der medikamentösen Schlaganfalltherapie wird zur Wiederherstellung von verlorenen Fähigkeiten und Funktionen die Frührehabilitation durch Therapeutenteams (Logopädie, Physio- und Ergotherapie) ehest gestartet.

Patientenbeispiel
Hermann M., 73 Jahre, erleidet um 20:35 Uhr eine plötzliche Sprachstörung. Arm und Bein sind rechtsseitig gelähmt. Seine Partnerin deutet die Symptome richtig und verständigt umgehend die Rettung.

Die Neurologin im Klinikum Wels-Grieskirchen wird durch die Rettung über das „Stroke Phone“ informiert und übernimmt den Patienten in der Zentralen Notfallambulanz. Dort wird der Verdacht auf einen Schlaganfall rasch bestätigt. Nach einer Blutabnahme, einer Computertomographie und dem Ausschluss von Gegenanzeigen kann bereits 15 Minuten nach Eintreffen des Patienten mit einer Lysetherapie gestartet werden: Die Infusion soll die verschlossenen Hirngefäße wiedereröffnen.

Die Therapie ist erfolgreich: Herr M. erholt sich weitgehend. Als Schlaganfallursache wird eine Herzrhythmusstörung diagnostiziert. Ab nun muss der Patient blutverdünnende Medikamente einnehmen, welche die Bildung von Blutgerinnseln im Blutkreislauf hemmen.

Das sind die wichtigsten Symptome eines Schlaganfalls

  • halbseitige Schwäche oder Gefühlsstörung an Gesicht, Arm, Bein oder Teilbereichen
  • Sprachstörung: Schwierigkeiten zu sprechen oder Gesagtes zu verstehen
  • Sehstörung: Gesichtsfeldausfall oder Doppeltsehen
  • Die Symptome treten typischerweise im Wachzustand „schlagartig“ auf. Nur jeder vierte Betroffene bemerkt die Ausfälle beim Aufwachen.

Auch beim „Schlagerl“: Sofort die Rettung rufen!
Manchmal verschwinden die Beschwerden nach wenigen Minuten. Dennoch können sie Vorboten eines drohenden schweren Schlaganfalls sein und müssen deshalb umgehend im Krankenhaus abgeklärt werden – mit Start einer effektiven (medikamentösen) Schlaganfallvorbeugung.

Die wichtigsten Risikofaktoren
Die meisten Risikofaktoren können durch regelmäßige ärztliche Kontrollen, bewusste Lebensführung und eine medikamentöse Therapie kontrolliert werden.

  • Bluthochdruck
  • Übergewicht, Bewegungsmangel
  • Rauchen, Alkoholmissbrauch
  • Stress
  • Diabetes, Fettstoffwechselstörungen
  • Herzerkrankungen 

Schlaganfall! Was ist zu tun?

  • Sofort Rettung anrufen: 144
  • Erste Hilfe leisten: bei Bewusstseinsstörung oder Erbrechen Lagerung des Betroffenen auf die gelähmte Seite, Atemwege freihalten, Zahnprothese entfernen, Puls kontrollieren
  • Uhrzeit des Beginns der Beschwerden notieren
  • Medikamentenliste bereithalten

Schnellerkennung durch FAST-Test
Bei Verdacht auf einen Schlaganfall ist akutes Handeln wichtig. Mit dem sogenannten FAST-Test (Face, Arms, Speech, Time) kann man die wichtigsten Anzeichen für einen Schlaganfall rasch prüfen, das bedeutet konkret: Man soll den Patienten bzw. die Patientin auffordern, zu lächeln (Face), beide Arme noch vorne auszustrecken und die Handflächen umzudrehen (Arms) und einen Satz nachzusprechen (Speech).

Hängt etwa ein Mundwinkel herunter, sinkt ein Arm ab, ist die Sprache verändert oder die Aussprache undeutlich, deutet dies auf einen Schlaganfall hin. Wenn diese Symptome noch dazu sehr plötzlich aufgetreten sind, sollte man so schnell wie möglich die Rettung rufen (Time).

Foto: Fitzkes/Shutterstock

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